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 Mit Klaus Mahnert, der kurz vor Erreichung seines 92. Lebensjahres in Innsbruck verstorben ist, haben Osterreichs Freiheitliche eine Politikerpersönlichkeit verloren, die in der Frühgeschichte der FPÖ eine Schlüsselrolle gespielt hat. Der Abschied von ihm fällt allen, die seine politischen Weggefährten waren, besonders schwer.
Mahnert war nicht nur ein Politiker von Format, sondern ein wahrhaft liebenswerter Mensch. Seine Aufgeschlossenheit im Umgang mit seinen Mitarbeitern, seine Gabe, Charakterfestigkeit mit der Bereitschaft zum Verstehen Andersgesinnter zu verbinden, gaben ihm Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft. Mit ihm befreundet zu sein, verzeichnete man nicht nur als Gewinn, sondern als Auszeichnung.
    Mahnert hat den Prozeß des Umdenkens von einer nationalsozialistischen Vergangenheit in die wieder gewonnene demokratische Freiheit exemplarisch vorgelebt. Nach Verurteilung und Jahren der Haft schuf er für sich und seine Familie unter härtesten Bedingungen die Grundlage für eine neue Existenz.
Die Liebe zur Heimat blieb Hauptinhalt seiner nationalen Gesinnung, die sich jedoch von jeder nationalistischen Überheblichkeit unwiderruflich abwandte. In politischen Positionen an der Festigung von Demokratie und Freiheit in Osterreich mitzuwirken, machte er zu seinem wichtigsten Lebensinhalt.
In der FPÖ, der er 1957 beitrat, sah er die für sein politisches Wirken geeignete Plattform. Als Mandatar, der ausgehend von der Innsbrucker Gemeindeebene nachfolgend als Tiroler Abgeordneter zum Nationalrat in der Bundespolitik Fuß faßte (1959-1966), erweiterte Mahnert schrittweise seinen Wirkungskreis. Politikerkarriere war nie sein Ehrgeiz, es ging ihm, im engeren Parteibereich ebenso wie insgesamt in der österreichischen Politik, um Inhalte.Er war stets darauf bedacht, jede Gestaltungsmöglichkeit zu nützen. Mahnert wurde mit seiner Arbeit am ersten Parteiprogramm der FPÖ (Bad Ischler-Programm 1968) zum politischen Vordenker der Partei, die viele Grundzüge ihrer Profilierung ihm verdankt.
 Mahnert machte sich zu einem leidenschaftlichen Befürworter der Europa-Idee. Eine Gemeinschaft gleichberechtigter Staaten in einem friedlichen, freien Europa, das die Eigenart seiner Völker achtet, war seine Idealvorstellung. Hauptthemen seines Wirkens im Parlament waren neben der Europaidee die Bildungs- und Schulpolitik. Südtirol war ihm zusätzlich eine besondere Herzenssache.
Klaus Mahnert

Mahnert machte bereits als 60jähriger Platz für junge Nachwuchspolitiker, Gerulf Stix und Siegfried Dillersberger waren seine vielversprechenden personal-politischen Entdeckungen. Im internen FPÖ-Betrieb bewährte er sich als Bundesfinanzreferent (1978-1982), der der Partei eine gesicherte finanzielle Basis schuf.
    Sein Wirken als Geschäftsführer der „Neuen Front" (1966-1973), danach (1973-1981) der „Neuen Freien Zeitung“ wertete Mahnert rückblickend als eine seiner schönsten   Aufgaben. Im Gegenzug rühmte der damalige NFZChefredakteur Hans Zeilinger die Mahnert-Ära als die „goldene Zeit“ der Parteizeitung.
    Mahnert hat in glücklicher Ehe mit seiner Frau, die er um einige Jahre überlebt hat, und seinen drei Söhnen ein untadeliges Familienleben vorgelebt. Seine Enkelkinder, zu denen sich zuletzt noch ein Urenkerl gesellte, waren sein großer Stolz. Seinen ausgeprägten Familiensinn übertrug er auch auf das „Parteileben“ in der FPÖ. Wo er zu entscheiden hatte, herrschte Eintracht, gegenseitige Achtung und bestes Einvernehmen. Aus dieser Gemeinschafts- bildung erwuchsen gültige Freundschaften, wie der Schreiber dieser Zeilen bestätigen kann.
    Die Trauer um Mahnert werden alle seine Freunde und Weggefährten tief empfinden. Die besondere Anteilnahme gilt der großen Familie Klaus Mahnerts, die in seinem Innsbrucker Heim am Sterbebett versammelt war, als er in Frieden entschlafen ist.

Kurt Piringer

Aber es gab auch solche Stimmen:

Einmal mehr bringt die Aula, das "freiheitliche Magazin" aus Graz, ihr einschlägiges Verständnis des Nationalsozialismus zum Ausdruck. Der zur Rettung der (Kärntner) FPÖ reakti- vierte Ex-Nazi Otto Scrinzi verfasste einen Nachruf auf den Anfang dieses Jahres verstorbenen Klaus Mahnert, NSDAP- "Blutordensträger", SA-"Sturmführer",  "Gauleiter"-Stellvertreter und Mitbe- gründer der FPÖ. Für Scrinzi ist "Mahnerts Leben und Handeln [...] exemplarisch für die revolutionäre, idealistische Zwischenkriegszeit". (Die Aula 4/2005, S. 7) Als Idealist habe er nach "dem Versa- gen der parlamentarischen Systeme nach neuen Werten und Wegen" (ebenda) ge- sucht. Gefunden hat Mahnert diese im Nationalsozialismus, den Scrinzi als "soziale Gerechtigkeit, volksgemein- schaftliches Denken gegen zunehmende Materialisierung, klare Verantwortungs- und Führungsstrukturen statt endloses Feilschen um Parteiinteressen" (ebenda) affirmiert.

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands

Neue Freie Zeitung * 03. Februar 2005 

Auszug aus dem Protokoll der Sitzung des Innsbrucker Gemeinderats
vom 24. Februar 2005

3. Totengedenken

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Bgm. Zach: Hoher Gemeinderat, ich darf Sie bitten, sich von den Sitzen zu erheben.

(Die Anwesenden erheben sich zu einer Trauerminute von ihren Sitzen.)

3.1 GR Dkfm. Mahnert Klaus

Bgm. Zach: Die Landeshauptstadt Innsbruck trauert um den langjährigen

Gemeinderat Dkfm. Klaus Mahnert.

Er wurde am 27.3.1913 im untersteirischen Marburg als Sohn  eines evangelischen
Pfarrers geboren. Die Abtrennung seiner Heimat durch 
die Neuordnung Europas
nach dem ersten Weltkrieg gab auch den Aus
schlag, dass er sich in der deutsch-
nationalen Bewegung engagierte, ohne es
jedoch zu unterlassen, durch tätiges Lernen
aus der unheilvollen Geschichte
vor und während des zweiten Weltkrieges zu lernen.

Von 1959 bis 1966 gehörte er als Landesobmann der Tiroler FPÖ dem Nationalrat an. Als Bundesfinanz- und Südtirolreferent bestimmt er auch innerparteilich maßgeblich die Geschicke seiner politischen Partei mit. Von 1965 bis 1973 wirkte er als unser Kollege im Innsbrucker Gemeinderat sowie als Mitglied im Finanzkontrollausschuss, Koordinationsausschuss für die XII. Olympischen Winterspiele (OWS) 1976 und Wohnungsausschuss.
GR Dkfm. Mahnert war Träger des Verdienstkreuzes des Landes Tirol (1978) und Ehrenringträger der Landeshauptstadt Innsbruck (1980).

Seine Charakterstärke, sein Anstand und seine Lauterkeit haben ihm auch aus den Reihen seiner politischen Gegner Anerkennung eingetragen.