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Ich über mich | Olympia 1972 |
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Am
vergangenen Donnerstag
um 16.30 Uhr wurde Rudi Dutschke beim Verlassen des SDS-Zentrums auf
dem
Ku-Damm in Berlin durch drei Pistolenschüsse lebensgefährlich verletzt. Die Schüsse waren in Brust, Gehirn und Gesicht eingedrungen. Nach mehrstündiger Operation meinten die Ärzte, es würde sich erst nach mehreren Tagen herausstellen, welche Schäden der Hirn- steckschuß verursacht habe. Der Täter hatte sich nach kurzer Flucht in einem Keller versteckt und wurde nach einem einstündi- gen Feuergefecht mit der Polizei verletzt. Über seine Person sind bisher Name und Alter bekannt: Josef Bachmann, 23. |
Gleich
nach Bekanntwerden des Attentats fanden sich in Berlin,
Frankfurt,
Essen, Bonn, München und Bochum die Studenten zu
spontanen
Demonstrationen zusammen. Heute
demonstrieren
französische Studenten vor der deutschen
Botschaft
in Paris.
In Bochum
hatten
sich am Donnerstagabend um 23 Uhr rund 200
Demonstranten
vor dem Bahnhofsgebäude versammelt. In Berlin
zogen
etwa 3000 Menschen nach einer Versammlung in der
Technischen
Universität zum Springer-Hochhaus. Sie
drückten
im Erdgeschoß Fensterscheiben ein und drangen
ins
Foyer des Springer-Hauses vor. Eine Garage wurde in
Brand
gesetzt. Die Polizei vertrieb die Demonstranten
mit
Wasserwerfern und Gummiknüppeln. Zwei Studenten
wurden
krankenhausreif gefahren, als ein BILD-LKW in die
Demonstranten fuhr.
Unterdessen
vollzog
sich ein makabres politisches Schauspiel:
Kiesinger
sandte ein Telegramm an Dutschkes Frau und Bürgermeister
Neubauer, Urlaubsvertreter von Klaus Schütz, eilte ins Kankenhaus,
um sich nach dem Befinden des
schwer verletzten
Dutschke zu erkundigen. Hatten die Schuldigen ein schlechtes Gewissen,
daß sie so schnell reagierten? Diejenigen, die seit
Monaten eine systematische
Hetze gegen politische Minderheften betreiben, sind
heute
erschrocken,
weil alle Welt weiß, daß ihnen die Pogromstimmung in
Berlin
zu verdanken ist. Nach einer friedlichen
Vietnam-Demonstration,
an der etwa 14000 Menschen
teilgenommen
hatten, zettelte der Berliner Senat eine
Gegendemonstration
an. In dieser vom Senat bestellten Kundgebung
kam
die ganze Hysterie der Berliner Politik zum
Ausbruch.
Der Regierende Bürgermeister hetzte in seiner Rede
auf
dem Kennedyplatz die Massen gegen die Studenten auf: |
Anschließend kam es zu Ausschreitungen. Völlig
Unbeteiligte wurden verprügelt, wenn sie nur wie Studenten
aussahen.
Die
Polizei stand tatenlos daneben. Der
Verwaltungsangestellte
Lutz-Dieter Monde (25) berichtete nachher:
„Ich
hatte fürchterliche Angst. Sie schrien: Schlagt ihn tot,
hängt
ihn auf. Sie meinten mich. Ich geriet in das
brüllende
Menschenknäuel und wurde zum zweitenmal
niedergeschlagen.“
Der ärztliche Befund: Eine Schädelprellung, eine Rißwunde an der linken Augenbraue, Prellungen am ganzen Körper, eine Verstauchung des linken Fußgelenkes. Der Angestellte war nur deshalb geschlagen worden, weil er von der aufgehetzten Masse für den verhaßten Rudi Dutschke selbst gehalten wurde. Der gleiche
Berliner
Senat, der die schweren Polizeiausschreitungen Im Juni des vergangenen
Jahres auf dem Konto hat, der
den
Tod des Studenten Benno Ohnesorg ver-
schuldete, nimmt sich heute die Frechheit heraus zu behaupten, er habe diese Form des politischen Kampfes nicht gewollt. Wie viele Studenten müssen noch sterben, ehe die ÖffentIichkeIt einsieht, daß die ,,Demokraten“ in unserem Land mit faschistischen Methoden jede Demokratie zerstören? Es hat einen Grund, daß die Studenten in
den beiden vergangenen Nächten vor die Springer- Häuser
gezogen sind. Springer
publiziert heute: 32% aller Tageszeitungen, 90% aller Sonntagszeitungen, 16
% aller Publikumszeitschriften (Illustrierten) und 88 % aller
Jugendzeitschriften. Springer ist so mächtig, daß
er Meinungen manipulieren und abweichende Meinungen unterdrücken
kann.
In Berlin besitzt er praktisch das Presse-Monopol.
Die Verdummungsmaschinerie des
Springer Konzerns wird eingesetzt, um das herrschende politische
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System zu stützen und Demokratisierung zu
verhindern.
Die
Schuld liegt nicht bei den Am Donnerstag trugen Demonstranten in Berlin Transparente mit der Aufschrift: BILD hat mitgeschossen! Der Tod von Benno Ohnesorg, das wissen wir jetzt, war kein Einzelfall. Auch die Falschmeldungen und Lügentiraden der Springer-Blätter sind nicht zufällig. Sie sind konsequenter Ausdruck einer Politik, die Prügelknaben braucht (Juden, Neger oder Studenten), um ihre eigenen Machenschaften zu verdecken. In den USA ist der Mord an dem Führer einer politischen Minderheit (Bürgerrechtsbewegung) gelungen. Mit politischen Morden hat sich auch in der Weimarer Republik der Faschismus angekündigt. Attentätern, wer diese auch immer sind. Sie liegt bei denen, die sie verführt haben.
,,Daß
die drei zu den Schüssen auf Rudi Dutschke
Die drei Herren sind
(v.l.): Klaus
Schütz, damals Regierender Bürgermeister; Axel Caesar
Springer,
Verleger, Herausgeber von BILD und BZ; Bundeskanzler Kurt-Georg
Kiesinger Zeichnung:
Arno Ploog in: pardon nr. 5* mai 1968 * s. 9
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Drei Kugeln auf Rudi Dutschke, ein blutiges Attentat Wir haben genau gesehen, wer da geschossen hat Ach Deutschland, deine Mörder! Es ist das alte Lied Schon wieder Blut und Tränen Was gehst Du denn mit denen Du weißt doch was Dir blüht! Die Kugel Nummer Eins kam
Des zweiten Schusses Schütze
Der Edel-Nazi-Kanzler
Drei Kugeln auf Rudi
Dutschke, Es haben die paar Herren
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